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Kalender
Sonntag 30.06.13
15: Uhr
Eröffnung der 63. Nobelpreisträgertagung
Da geh ich hin!
Freunde einladen
Abendkasse k.A.
Beschreibung
Der Grünen Chemie auf die Sprünge helfen
–
63. Lindauer Nobelpreisträgertagu
ng in der ersten Juliwoche
–
35 Laureaten und über 600 Nachwuchswissenschaftler aus fast 80 Ländern
–
Katalysatoren als Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung
Nachhaltigkeit ist für forschende Chemiker heut
e alles andere als nur eine Worthülse. Viele
messen ihre eigene Arbeit an dem Anspruch, da
mit einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung
zu leisten. „Es ist so immens wichtig, dass
gerade wir Chemiker mehr Verantwortung für die
Umwelt übernehmen‘‘, betont beispielsweise Me
lanie Mastronardi von der Universität Toronto.
„Deshalb versuche ich, die Aufmerksamkeit für
die Verfahren der Grünen Chemie zu erhöhen,
und diesem Ideal in meiner eigenen Forschung ge
recht zu werden.‘‘ Die kanadische Doktorandin
zählt zu den mehr als 600 Nach
wuchswissenschaftlern aus annähernd 80 Ländern, die in der
ersten Juliwoche an der 63. Lindauer Nobelpreis
trägertagung teilnehmen werden. Ihnen bietet
sich die einzigartige Gelegenheit zum Wissens- un
d Ideenaustausch mit 35 Nobelpreisträgern. Das
Konzept der „Grünen Chemie‘‘ bildet einen
Schwerpunkt im Programm der Tagung. Auch
biochemische Prozesse und Stru
kturen sowie die Erzeugung, Umwandlung und Speicherung von
chemischer Energie sind Gegenstand der
zahlreichen Vorträge und Diskussionen.
Bereits Anfang der neunziger Jahre begannen di
e US-amerikanischen Chem
iker Paul Anastas und
John C. Warner mit der Ausarbeitung eines Ko
nzepts für eine „Grüne Chemie‘‘. Die zwölf
Prinzipien ihres Konzepts zielen darauf ab, di
e chemische Produktion so ressourcenschonend,
energieeffizient und umweltverträglich wie möglich
zu gestalten. Schädliche Ausgangsstoffe und
Endprodukte sollen vermieden,
Abfälle reduziert und Störfallrisiken minimiert werden. Von
großer Bedeutung ist hierbei der Einsatz von Kata
lysatoren. Sie helfen chemischen Reaktionen,
die spontan viel zu langsam ablaufen, wirksa
m auf die Sprünge: Die Reaktionen werden
beschleunigt und benötigen weniger Energie.
Aus der Chemie sind
Katalysatoren daher
heutzutage kaum noch wegzudenken.
Als Türöffner einer umweltfreundlichen Chemie
hat sich eine Entdeckung im Bereich der
Erdölindustrie in den fünfziger Jahren erwiesen.
Im Zuge der Dampfspaltung gelang es Forschern
unter bestimmten Bedingungen, einen ungesättig
ten Kohlenwasserstoff, ein Alken, auch Olefin
genannt, mit einer Methylgruppe (P
ropylen) in zwei andere Alkene mit zwei beziehungsweise
keiner Methylgruppe zu verwan
deln. Jedoch erst 1970 konnte
der französische Chemiker Yves
Christian Schumacher, Kommun
ikation – Tel.: 49 (0)8382 277 31 15, E-Mai
l: christian.schumac
her@lindau-nobel.org
Gero von der Stein, Kommunikation – Tel.: 49 (0)8382
277 31 26, E-Mail: gero.vonderstein@lindau-nobel.org
www.lindau-n
obel.org
Chauvin dieses Phänomen mit der Wirkung eine
s metallischen Katalysators erklären. Dieser
verband die Moleküle vorübergehend so miteinan
der, dass sie ihre Meth
ylgruppen austauschen
konnten. Für seine detaillierte Beschreibung
der Olefinmetathese erhielt er 2005 den
Chemienobelpreis --
- zusammen mit den US-Amerikanern Robe
rt Grubbs und Richard Schrock. Sie
stellten 1990 und 1992 besonder
s effektive Katalysatoren für die Metathese vor und haben damit
die Entwicklung effizienterer und umweltfreundli
cherer Synthesemethoden, beispielsweise für
Arzneimittel und Kunststoffe, en
tscheidend vorangetrieben.
Auf der 63. Lindauer Nobelpreisträgertagung wi
rd Robert Grubbs in seinem Vortrag „Green
Chemistry and Catalysis‘‘ die Bedeutung von
Katalysatoren für den Übergang zu einer
biobasierten Ökonomie aufzeigen. Ein Schlü
ssel liegt für ihn in der Erschließung von
Kohlenstoffquellen aus nachwachsenden Rohs
toffen für die industrielle Verarbeitung --
- mithilfe
der Metathese. Sie ermöglicht es, bestimmte Pfla
nzenbestandteile in gesättigte und ungesättigte
Kohlenwasserstoffe aufzuspalten. Erstere lassen si
ch als Treib- oder Br
ennstoff, letztere als
Ausgangsmaterialien für organische Synthesen,
zum Beispiel von Kunststoffen, verwenden.
Nachhaltig ist dieser Prozess allerdings nur, we
nn seine Ausgangsstoffe nicht in Konkurrenz zur
Nahrungsmittelproduktion gewonnen werden, also
den nicht-essbaren Anteilen von Pflanzen
entstammen. In Bioraffinerien beispielsweise
sollen eines Tages Holzschnitzel oder Stroh in
großtechnischem Maßstab sowohl energetisch
als auch stofflich verwertet werden.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum
Abschluss der diesjährigen Lindauer
Nobelpreisträgertagung werden Experten über di
e Perspektiven des Konzepts der Grünen Chemie
diskutieren. Hieran nehmen der mexikanische Ch
emienobelpreisträger Mario Molina und der US-
amerikanische Physiknobelpreisträger Steven Ch
u teil. Molina wurde 1995 zusammen mit dem
Niederländer Paul Crutzen und dem US
-Amerikaner Frank Sh
erwood Rowland der
Chemienobelpreis verliehen fü
r die Erforschung der Ozonschicht. Chu gehörte dem ersten
Kabinett von US-Präsident Bara
ck Obama als Energieminister
an. Mit ihnen diskutiert der
deutsche Chemiker Michael Braungart, der
das „Cradle-to-Cradle-Konzept‘‘ eines
umweltverträglichen Ressourcenkreislaufs mitent
wickelt hat. Stattfinden wird die Diskussion
auf der Bodenseeinsel Mainau, wo bereits 1961 au
f Initiative des Mitbegründers der Lindauer
Tagungen, Graf Lennart Bernadotte, mit der „Grü
nen Charta von der Mainau‘‘ eine der ersten
Initiativen für die Nachhaltigkeit verabschie
det wurde. Der Nachhaltigkeitsgedanke gewann
auch bei den Lindauer Tagungen zunehmend an
Bedeutung. Es sind
die Debatten über den
Einfluss und über die Verantwortung von Wissens
chaft und Forschung, die über den Kreis der
Tagungsteilnehmer hinaus in die Gesellschaft hineinwirken.